Ruinenland

 
Index     Startseite     News     Fotogalerie Burgen     Fotogalerie Lost Places
Videos     Gästebuch     Newsletter     Links     Impressum & Rechtliches


 

The heroin house

Als wir bei strahlendem Wetter den Feldweg zu dem außerhalb stehenden Haus entlang liefen, erwarteten wir eigentlich eine eher unspektakuläre und durchwühlte Hütte - was es auf den ersten Blick auch war. Bei genauerer Betrachtung entpuppte sich das Haus jedoch als ein Ort, der unzählige Fundstücke und Details beherbergte. Anfangs konnten wir uns noch keinen wirklichen Reim darauf machen, wer hier einst lebte. Kinderspielzeug lag neben Dingen, die eher zu einer älteren Dame passen würden; die bizarren und wild gemusterten Wandbemalungen ließen hingegen eher auf eine Hippie-Kommune schließen. Zimmer für Zimmer erkundeten wir das seltsame Sammelsurium.
Wir wollten fast schon wieder gehen, als wir auf dem Dachboden schließlich auf zwei Bücher mit Gedichten und Tagebuch-Eintragungen stießen, welche das Haus urplötzlich in einem anderen Licht erschienen ließen; und nie zuvor habe ich mich beim Sichten der Fotos so seltsam gefühlt...

-----
„Liebe Mama,
ich suche so dringend Trost, jemanden, der für mich da ist und mich beschützt. Du bist so furchtbar weit weg, kann Dich nicht sehen, auch nicht fühlen. Kann nur darauf vertrauen und hoffen, daß Dich meine Gedanken irgendwie erreichen. Wünsche mir, daß Du verzeihen konntest und mich trotz allem noch lieb hast. Ich sehne mich so sehr nach meiner Kindheit, nach Papa, als er noch mein Papili war. Nach der Geborgenheit unserer Familie, auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon längst keine mehr war. Beobachte im Spiegel, wie ich dir immer ähnlicher werde, nicht nur äußerlich. Fühle mich klein und hilflos, der großen Welt und den Menschen ausgeliefert. (...) Das Leben macht mich krank und doch weiß ich, daß ich mein Leben ganz alleine in der Hand habe.
Heute habe ich das 1. Mal Heroin gedrückt. (...) Muß Kraft finden, zu widerstehen und einen anderen Ausweg zu finden. Hoffe, du hilfst mir ein wenig dabei.
In Liebe, Deine Tochter“
-----


-----
„Mein Körper ist einzige große Wunde
alles schmerzt
unfähig, mich zu rühren.
Die Angst, bei jeder Bewegung die Qual vergrößern zu können, lähmt mich.“
-----


-----
„Ich hasse euch alle,
doch noch mehr hasse ich mich selbst.
„ES“ verändert und manipuliert dich innerlich.
Aggressiv, selbstsüchtig, rücksichtslos. Bin ich das wirklich?
Werde immer egozentrischer, gleichgültiger
stumpfe ab.
Sie können mich in den Staub treten
und auf mir herumtrampeln.
Ich werde zu Dreck
zu einem Seelen- und skrupellosen Stück Fleisch
ohne Identität, ohne Schatten.
Wo sind die Ziele, Träume und Hoffnungen geblieben?
Untergegangen in der Überschwemmung des Verdrängens?
Wo ist die Unschuld?
Abkapslung bis zur wirklichen Isolation.
Schwach, willenlos, gebrochen.
The End?“
-----


Die Einträge enden im Oktober 1993.


Zur Galerie

 

www.Ruinenland.de