Ruinenland

 
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Burgruine Neuscharfeneck - Sagen & Legenden
 


Der Scharfenecker

In dem Schloss Scharfeneck auf dem Roßberg wohnte einst ein starker, mächtiger Raubritter. Die Leute des Dernbachtales mussten ihm Zins zahlen und den Zehnten geben von allem, von Feldfrüchten und Vieh. Wenn jemand in seinem Walde am Roßberge Holz holte, nahm er ihn gefangen und sperrte ihn in seinen unterirdischen Kerker bei Wasser und Brot. Wollten zwei junge Leute heiraten, so mussten sie zuvor seine Genehmigung einholen und eine Nacht im Schlosse schlafen, die Braut von ihrem Bräutigam getrennt.

Er hielt auch die Kaufleute und Wanderer an und nahm ihnen ab, was ihm gefiel. Oft ritt er mit seinen Knechten bewaffnet weit ins Land hinaus, um Krieg zu führen und gewaltsam Beute zu machen. Darum hat er auch jetzt, so lange nach seinem Tode, noch keine Ruhe und muss jede Nacht in seinem ehemaligen Wald- und Jagdgebiet umhergehen, bis er einmal erlöst wird. Dabei quält und schreckt er nächtliche Wanderer oft boshaft.

In seinem Gebiet hört man ihn besonders um Weihnachten herum oft mit seinem Gesinde und laut bellenden Hunden jagen. Dann feuert er diese zur Eile gegen verirrte Menschen, mit den wilden Zurufen "Hu sasaa, owe rum, owe rum". Wen er dabei fängt, um den ist es geschehen. Schon vielen Männern, die nachts durch das Hainbachtal oder durch das Modenbachtal über den Roßberg heim gingen nach Ramberg und Dernbach erschien der Scharfenecker. Er neckt die Leute, führt sie vom rechten Weg ab, springt ihnen schwer auf den Rücken und lässt sich tragen, bis sie todmüde und schweißtreibend zusammenbrechen.
 


Der Einaug und der Ritter von der Ramburg

Der Ritter von der Ramburg war ein frommer, freundlicher Herr, der stets gütig war gegen jedermann und der allzeit allen nur Gutes erweisen wollte. Darum war er sehr beliebt und geehrt bei seinen Untertanen, und auch beim Kaiser, der ihn oft einlud, sooft er auf dem Trifels war. Der Scharfenecker dagegen war bös und hart, stark und streitsüchtig. In einem seiner vielen Kämpfe hatte er das linke Auge verloren. Seitdem war sein Gesicht entstellt, sein Gemüt verbittert und sein Herz rachsüchtig. Niemand liebte ihn und bei allen hieß er nur noch der böse Scharfenecker, der Einaug.

Es dauerte nicht lange, da wurde der Einaug auch neidisch und feindselig gegen den frommen Ritter von der Ramburg. Oft stand er dann auf den Mauern der Burg Scharfeneck und schaute voll Mordgedanken zur Ramburg hinüber. Eines Tages sah er den Ramburger in friedlichem Spiele unter den Seinen im Burghof stehen. Da griff er grimmig zum Bogen, legte einen scharfen Pfeil darauf und schoss ihn mit Kraft in die unermessliche Weite bis unter die Spielenden. Dort fiel der Pfeil wirkungslos vor den Füßen des Ramburgers nieder.

Nach einer Weile des Friedens und scheinbarer Versöhnung fasste der Einaug neue Mordpläne gegen den Ramburger. Er ritt mit seinem Knecht zu ihm hinüber auf die Ramburg. Dort wurde er freundlich aufgenommen, gastlich bewirtet und zur Nacht behaglich in einem Zimmer neben der Schlafstube des Burgherren gebettet. Als alle schlafen gegangen waren, konnte der Ramburger keine Ruhe finden, da ihn unerklärliche Ängste und Vorahnungen befielen. Da stand er von seinem Bette auf, ging in die Burgkapelle und betete dort bis Mitternacht. Als er sich erhob und getröstet in sein Bett zurück gehen wollte, erschien ihm auf dem Gang der Knecht des Scharfeneckers, hastig und aufgeregt, mit blutigem Schwerte. Er stürzte ihm sogleich zu Füßen und gestand, dass er ihn soeben auf Befehl seines Herren habe ermorden wollen. Weil er aber seine Schlafstube leer fand, glaubte er sich im Eingang geirrt zu haben und ging in das angrenzende Zimmer, wo er im Finsteren seinen eigenen Herrn erstochen hat.

Alsbald war auch das Burggesinde aus dem Schlafe aufgeschreckt und zusammengekommen. Alle sahen den Einaug tot in seinem Blute und sie hörten das Schuldbekenntnis des Mörders. Da waren alle entsetzt über den Frevel des Einaug und seines Knechtes, zugleich erfreut über die wunderbare Rettung ihres eigenen frommen Herrn. Der Ramburger aber dankte Gott und entließ den Knecht des toten Einaug ungestraft, den seine Tat sei ein Gottesgericht. Der Mörder aber irrt seitdem ruhelos umher.
 


Der Schatz auf Neuscharfeneck

Wie bei vielen Burgen rankt sich auch um Neuscharfeneck die Sage eines verborgenen Schatzes. Von allen Schätzen, die ehemals hier aufgehäuft waren, scheint nur ein kleiner Teil fortgekommen zu sein; denn ein Ritter und sein Sohn, die beide verdammt wurden in der Ruine zu wandeln bis sie jemand erlöste - letzterer wegen Ungehorsams gegen seinen Vater und ersterer wegen schrecklicher Verfluchung des ungeratenen Sohnes - hüten noch heutzutage dort große Reichtümer. Mit der Erlösung beider und dem Heben der Schätze hat es aber seine Schwierigkeit. Ein Landmann aus der Nachbarschaft stieg einmal mit dem größten Verlangen nach ihnen den hohen Burgberg hinan, als sich jemand zu ihm gesellte, der sich freundlich, jedoch nur durch Gebärdenspiel, mit ihm unterhielt. Unbemerkt führte dieser den Landmann in ein von ihm bisher noch nie bemerktes Gewölbe der Burg, worin eine große eiserne Kiste stand, auf der ein hübscher Blumenstrauß lag. Der stumme Begleiter bedeutete dem Bauern, den Strauß zu nehmen. Ahnend, was es hier geben sollte, griff der auch zu. Sogleich aber verwandelte sich der Strauß in einen entsetzlichen Hund, den der erschrockene Landmann mit der Hand hielt. Als er sich von seiner Betäubung etwas erholt hatte und die funkelnden Augen und den geöffneten Rachen des Tieres erblickte, rief er in der Verzweiflung: „Jesus, Maria!“ Und in demselben Augenblick war die Kiste samt dem Schatz verschwunden, er selbst aber draußen an der Burg. Seitdem konnte sich niemand mehr dem Schatz nähern.


 

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